Was ist Evaluation im Q-Bereich? Tagungsbericht Lunch-Talk vom 18. August 2025

Lunch-Talk vom 18. August 2025 nahmen 31 Interessierte aus dem Kreis der Arbeitsgruppe, der SEVAL und der DeGeval teil. David Peters und Frederike Königs präsentierten die Evaluationsprozesse und das frisch akkreditierte QM-System der Hochschule Niederrhein. Anschliessend wurde dazu online ausgetauscht.

 Die Hochschule Niederrhein verfolgt mit ihrem Evaluationssystem das Ziel, die Qualität von Studium und Lehre systematisch zu sichern – sowohl für interne Entwicklungsprozesse als auch externe Anforderungen. Evaluation ist Teil eines umfassenden Qualitätsmanagements (QM) auf.

Fachbereichs-, Hochschul- und Partnerebene. Es werden diverse Anspruchsgruppen befragt: bspw. Studierende, Lehrende, Mitarbeitende, externe Partner. Zentrale Instrumente sind Lehrveranstaltungsevaluationen. Ergänzt wird dies durch Sonderformate wie Praxispartner:innenbefragungen. Die interne Akkreditierung erfolgt in einem mehrjährigen Reakkreditierungszyklus mit drei Bausteinen: Qualitätsdialog mit der Hochschulleitung (A), Qualitätskonferenzen mit Fachbereichen und Praxisvertreter:innen (B) sowie externer Begutachtung (C). Begleitend gibt es regelmässige kennzahlenbezogene QM- und vertiefende Evaluationsberichte.

Ein zentrales, Informationen integrierendes Werkzeug ist das „Datenblatt“, das Kennzahlen, Evaluationsergebnisse,Studienverlaufsdaten und Erkenntnisse aus der Studienverlaufsberatung zusammenführt. Die Interpretation erfolgt im Dialog mit relevanten Akteur:innen, um Entwicklungspotenziale zu identifizieren. Die Konzeption liegt bei einer interdisziplinären Arbeitsgruppe unter Einbezug von Controlling, Evaluation, Studienberatung und QM.

Evaluation und QM sind organisatorisch getrennt, was unabhängige Evaluation und kritische Reflexion ermöglicht. Evaluation kann auch QM-Funktionen übernehmen und wird als lernorientiertes, partizipatives Instrument verstanden. Die Kombination aus zentraler Steuerung und dezentralen Spielräumen fördert evidenzbasierte Qualitätsentwicklung und stärkt die Akzeptanz.

In der angeregten Diskussion wurden viele Fragen aufgenommen und vertieft, unter anderem: 

Inwiefern kommt es zu Ressourcenengpässen, wenn, wie geschildert, Spielräume eröffnet werden, um auf verschiedenen Ebenen Entscheidungen evidenzbasiert zu treffen? 

Regelaufträge werden zentral gesteuert, das betrifft auch externe Anforderungen. Daneben geht es in der momentanen Phase eher darum, zu eigenen Evaluationsvorhaben zu ermutigen oder auch Akteur:innen zu befähigen, eigene Evaluationsvorhaben umzusetzen. Auf Seiten des QM sind Ressourcen vorhanden, um in entsprechenden Prozessen auch eine dienstleistende Rolle zu übernehmen, bspw. werden Dokumentationen übernommen. 

Wie konnte bestimmt werden, wie viel Ressourcen für die aktuelle Abwicklung notwendig sind?

Das war schwierig und man hat zuerst versucht mit Vergleichswerten von anderen Institutionen anhand eines Grössenvergleichs zu arbeiten.  Es wurde jedoch schnell klar, dass diese Vergleichswerte nur bedingt herangezogen werden konnten, weil sich die benötigten Ressourcen am konkreten QM-System ausrichten sollten. Das Aushandeln von zusätzlichen Ressourcen ist bezogen auf die Animation von Studierenden zur Mitwirkung und zur Erstellung von Zeitreihen aktuell ein Thema. 

 Wie gelingt der Einbezug der Studierenden?

Das ist tatsächlich auch an der Hochschule Niederrhein Thema. Es ist nicht leicht und sehr aufwändig. Aktuell wird diskutiert, dass bspw. Hilfskräfte nach Standardvorlesungen eine Art Qualitäts-Stand führen. Studierende können dort niederschwellig von Student:in zu Studient:in eigene Anliegen und Rückmeldungen deponieren und zudem zu einem vertiefenden Input eingeladen werden. 

 Ist es korrekt, dass in Deutschland eine systemakkredietierte Institution ihre Studiengänge selbst akkreditieren kann, während in der Schweiz parallel zur Systemakkreditierung jeweils die Akkreditierung der einzelnen Studiengänge verlangt wird?

Das ist tatsächlich der Unterschied in der Vorgehensweise der Länder. 

Wird bei der Programmakkreditierung der gesamte Standardkriteriensatz angewendet oder wird auf v. a. auf die Verbesserungsvorschläge der Akkreditierungsbehörde fokussiert?

Es wird jeweils der gesamte Kriteriensatz, der von der Akkreditierungsbehörde vorgegeben ist, abgearbeitet. Nach Ablauf einer gewissen Frist und ggf. durchlaufenen Adaptationen, macht das auch Sinn. 

Inwiefern sind die Aktivitäten von QM und Evaluation mit bspw. strategischen Zielen verknüpft? 

Über die Governance werden sowohl das Leitbild und der Slogan der Hochschule mit der Studiengangsentwicklung verknüpft. Darin sind die Aktivitäten des QMS eingebettet. In Zukunft wäre es wünschenswert, dass der Hochschulentwicklungsplan noch deutlicher auf Qualität ausgerichtet wird, so dass die erarbeitete Systematisierung im Bereich Studium und Lehre auch auf die weiteren Leistungsbereiche der Hochschule übertragen werden kann. 

Inwiefern wird die Grenze zwischen Automatisierung und Individualisierung festgelegt? Aktuell wird ein standardisierter one-Pager für alle Studiengänge erzeugt und im Gespräch individualisiert. Wäre es nicht auch wünschenswert, wenn bereits die Berichterstattung individualisiert erfolgen könnte?

Die Kennzahlen, welche im one-Pager erscheinen, wurden partizipativ ausgehandelt. Die Hochschule Niederrhein legt den Fokus darauf bspw. Kein Ampelsystem einzurichten, damit der Druck wegfällt bzw. keine Angst aufkommt, dass bspw. aufgrund tiefer Ergebnisse der Studiengang gestrichen wird. Es kann zwar dazu kommen, dass ein Studiengang gestrichen wird. Das geschieht dann aber auf der Basis des Gesprächs zum Datenblatt sowie bei Bedarf unter Einbezug weiterer Daten. Es ist zu beachten, dass alle Studiengänge im Zuge der entsprechenden Evaluation mehr Daten erhalten, auf die zugegriffen werden kann. 

Aufgrund der Schilderungen gibt es keine ausgewiesenen Schwellenwerte, doch im Gespräch zum Datenblatt werden die Werte dennoch mit Bezug zu Erfahrungswerten gesetzt. Sind das also nicht doch Schwellenwerte, die gesetzt werden?

Schwellenwerte werden bewusst nicht im Voraus festgelegt, da es sich um eine formatives Vorgehen handelt, bei dem die Weiterentwicklung im Zentrum der Betrachtung steht. Im Gespräch ergeben sich ggf. Bezugspunkte wie bspw. der Gesamtwert über alle Studiengänge, falls dies für eine aktuell diskutierte Fragestellung Sinn ergibt.

 

Die Folien der Veranstaltung befindet sich im Mitgliederbereich der Arbeitsgruppe Hochschule.

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